Geschäftsidee: Vor fünf Jahren begann Anja Quäschning mit ihrer Manufaktur
Geschäftsideen gibt es viele, Gründerinnen auch. Oft jedoch scheitern Vorhaben
schon nach kurzer Zeit, mögen sie auch noch so kreativ erdacht und mit Herzblut
in Angriff genommen worden sein. Eine Wiesbadener Gründerin jedoch kann sich
nach fünf Jahren über ein florierendes Geschäft, jede Menge Medienpräsenz und
eine dauerhaft erfolgreich besetzte Marktnische freuen.
Anja Quäschning die Gründerin und Inhaberin der "Deutschen Blütensekt-Manufaktur",
hat klein angefangen. Die promovierte Biologin setzte ihre Idee als
Ein-Frau-Betrieb mit Hilfe von Familie und Freunden in einer winzigen
Mietwohnung im Wellritztal um.
Anfangs wollte sie sich nur kulinarische Kindheitserinnerungen zurückholen, zum
Beispiel an die Holunderblütenschorle der Oma. Die damals noch in der
Pharmaindustrie tätige Anja Quäschning experimentierte mit Holunder- und
anderen Blüten, entwickelte bald eine an Besessenheit grenzende Leidenschaft
und entschloss sich, die Blütenjagd hauptberuflich zu betreiben. Das mutete
sehr exotisch an, und war zunächst auch nur mit riesigem persönlichem Einsatz
zu verwirklichen. Den bringt Anja Quäschning immer noch, aber nach fünf Jahren
ist sie in der Gourmet-Szene bekannt geworden, und lange schon sind ihre vielen
unterschiedlichen Produkte keine Geheimtipps mehr. Neuster Coup ist eine
Produktpartnerschaft mit dem allgegenwärtigen Sternekoch Johann Lafer, für den
Quäschning fünf Sorten Blütensalz produziert, deren Tiegelchen das schnurrbärtige
Konterfei des Küchenmeisters schmücken darf. Blütensalze und -zuckersorten sind
die aktuelle Ergänzung zur Produktpalette der "Blütensekt
Manufaktur", deren namensgebendes Produkt den geringsten Anteil am Verkauf
hat. Schon allein aus praktischen Gründen: Der "Fleur pétillante"
Blütensekt, den Anja Quäschning weltexklusiv produziert, ist so aufwendig in
der Herstellung, dass es nur wenige Flaschen pro Jahrgang gibt, die dann auch
entsprechend teuer sind.
Holunder, Rose und Wildrose sind die Grundlagen. Anja Quäschning weiß, wo sie
die Blüten pflücken kann. Die meisten erntet sie selbst in der näheren
Umgebung, mittlerweile natürlich auch mit diversen Erntehelfern. Zum Beispiel
von den japanischen Kirschbäumen am Kasteler Rheinufer. Mit ihren Blütensirupen
ist sie richtig bekannt geworden.
"Der echte Einstieg war die Bio-Fachmesse in Nürnberg 2006", erinnert
sie sich. Das sei die Weltweit führende Messe für Bioprodukte - "Gott sei Dank
in Deutschland, die hätte ja auch in Tokio sein können". In Nürnberg war
ihr Stand stets umlagert, sie konnte wertvolle Kontakte knüpfen, nicht nur zu
Kunden, sondern auch zu Lieferanten. "Seitdem beziehe ich aus Asien von
dortigen Biobauern", erzählt die Geschäftsfrau.
Neben heimischen Gewächsen wie Frauenmantel, Sonnenblume oder Kastanienblüten
verarbeitet sie auch gerne Exoten wie Lotosblume, Koreanische Minze oder
Paradiesblume.
Dutzende Sorten umfasst die Palette, doch nicht alle Blüten, mit denen sie
experimentiert habe, seien tatsächlich geeignet, sagt die "Blütenkönigin",
die diesen Titel bereits in der Presse erhielt. Viele Fach- und
Publikumszeitschriften, Fernseh- und Radiosender haben sich in den fünf Jahren
des Bestehens von Anja Quäschnings Manufaktur bereits auf das Thema gestürzt.
Ob Sie an den Erfolg geglaubt habe? " Schon", gibt Anja Quäschning
zu. Sie habe hart gearbeitet und tue das noch, bis hin zu Buchhaltung und
Marketing, sagt sie. Ihr strenger Qualitätsanspruch habe ihr das
Selbstvertrauen vermittelt, voll hinter ihren - übrigens komplett bio-zertifizierten
- Produkten zu stehen. Preise und Auszeichnungen wie der "Hessische
Gründerpreis 2005 für die intelligenteste Geschäftsidee" und der
"Internationale Weinpreis 2007" für ihren Blütensekt gaben
zusätzlichen Auftrieb. Im Moment denkt die Biologin nicht an weitere Produkte,
"vielleicht mal Tee, aber eigentlich verarbeite ich viel lieber frische
als getrocknete Blüten". Kosmetika möchte sie keinesfalls ins Sortiment
nehmen. " Mein Metier sind kulinarische Delikatessen."
Von der Kleinst-Produktionsstätte im Wellritztal ist Anja Quäschning mit ihrem
Mann Steffen Seidel-Quäschning mittlerweile weggezogen. Produktion und Lager
befinden sich nun in einem Kellergewölbe in der Schwalbacher Straße. Und die
Privatadresse samt Experimentier-Labor hat eine Adresse, wie sie passender
nicht sein könnte. Im Freudenberger Lilienweg residiert jetzt das Ehepaar
Quäschning mit seiner "Deutschen Blütensekt-Manufaktur".
Deutsche Blütensekt Manufaktur Hof auf die Endlache - Außerhalb 12 D- 65468 Trebur | info@bluetensekt