Biologin Anja Quäschning
stellt aus Blüten köstliche Produkte her /
Auch in der Gastronomie begehrt
WIESBADEN Ganz den Blüten verschrieben hat sich die Biologin Dr. Anja
Quäschning. Die 34-jährige hat vor kurzem ihre eigene Firma gegründet, nachdem
sie viele Jahre lang die Rezepturen für ihre köstlichen Produkte aus frischen
Blüten entwickelt hat. Aus Eitorf bei Bonn stammt sie ursprünglich, in unsere
Region kam sie über ihren Studienplatz in Biologie an der Mainzer Universität.
Dort beschäftigte sie sich nicht, wie man meinen könnte, hauptsächlich mit
Botanik - ihre Doktorarbeit schrieb sie zum Thema „Wahrnehmungsforschung".
„Aber draußen in der Natur, da war ich schon immer in meinem Element",
versichert Anja Quäschning. Ihre Großmutter stellte früher schon leckeren
Holunderblütensirup her, „von ihr habe ich das Grundrezept geerbt". Als
sie dafür dann vor über zehn Jahren Holunderblüten sammelte, hatte sie den
Geistesblitz: Was mit diesen Blüten geht, müsste doch auch mit anderen gehen.
„Blüten sind in der Küche sehr begehrt, aber nur als Dekoration. Warum also
nicht auch die einzigartigen Aromastoffe der Blüten kulinarisch
erschließen?" fragte sich die Biologin. Gesagt, getan, und so
experimentierte sie mit den verschiedensten Sorten. Zuerst waren Akazienblüten
an der Reihe. Das schmeckte überaus lecker und sehr erfrischend. So wurden
immer mehr Experimente gewagt und Entdeckungen gemacht. An ihrem Hauptprodukt,
dem vielleicht weltweit einzigen echten Blütensekt, arbeitete Anja Quäschning
elf Jahre. Nach ihm hat sie auch den durchaus ehrgeizig gewählten Firmennamen
„Deutsche Blütensekt Manufaktur" benannt. Nach langen Jahren des
Experimentierens und zahllosen Versuchen mit vielen, vielen Blüten war endlich
die Zeit reif, ihre Firma zu gründen. „Ich habe alles hineingesteckt, was ich
an Zeit, Ideen, Motivation und Geld hatte – und mich nicht beirren
lassen", sagt die fachkundige Blütenexpertin. In Marketing und Vertrieb
konnte Anja Quäschning sich während ihrer Tätigkeit als Produktmanagerin für
ein Medikament weiterbilden. „Ich bin Perfektionistin", versichert sie. So
arbeitet sie momentan noch alleine und hat vom Sammeln der „Rohstoffe" bis
zum Design der Etiketten und der Werbung alles im Griff. „Direkt nach der
Gründung habe ich Kontakte zur Spitzengastronomie geknüpft und dort meine
Produkte vorgestellt", berichtet sie. So verwenden viele Top-Restaurants
in der Region mittlerweile Blütenaromen aus der Herstellung von Anja
Quäschning. „Gerd Eis in der ,Ente' hat mit meinem Akazienblüten-Extrakt beispielsweise
ein Fischgericht mit Bachsaibling kreiert", weiß sie. Die ungewöhnlichen
Blütenextrakte und -sirupe sind sicher noch für manche
Speisekarten-Überraschung gut. Wie Rosenblüte oder Kirschblüte schmeckt, kann
man sich ja noch spontan vorstellen – aber Mohnblüte? Sonnenhutblüte?
Kastanienblüte? Gar Gurkenblüte? Das sind Geschmackserlebnisse weitab vom
Alltäglichen. Man kann die Sirupe als Blütenschorle mit Wasser genießen, auch
als Aperitif mit Prosecco schmecken sie. „In meine Salatdressings gebe ich mittlerweile
immer einen Schuss roten Kastanienblütensirup", sagt Anja Quäschning. Auch
ein Top-Küchenhersteller bittet die Expertin zu seinen Events, um Gourmets über
ihre ungewöhnlichen Produkte zu informieren. Der bürokratisch aufwändigen
Prozedur der Bio-Zertifizierung hat sie sich ebenfalls unterzogen. Nun trägt
jedes der hübschen Etiketten auch das Bio-Siegel. Die Preise bewegen sich in
gehobeneren Regionen: „lch pflücke alle Blüten gewissenhaft per Hand in den
eigens biozertifizierten Gebieten in der Umgebung", erzählt Anja
Quäschning. Dann werden die Blüten verlesen, alle Stängel werden in mühevoller
Arbeit von den Blüten abgezupft. Die Blütenauszüge werden über spezielle
schonende Verfahren mit kristallklarem Quellwasser hergestellt. Sie kommt ganz
ohne Erhitzen und Pressen aus, und gefiltert wird auch nichts. Der
Holunderblütensekt, entstanden in einer exklusiven Charge von 1700 Flaschen,
ist das Produkt, von dem sie am meisten begeistert ist. Nur aus frischen
Blüten, ohne Traube, entsteht das prickelnde Luxus-Getränk „Fleur pétillante".
Feinperlig ist es und trocken wie ein Champagner. Auch andere Blütensorten zu
versekten, plant sie – ein Rosenblütensekt beispielsweise könnte schon bald
folgen. Überhaupt – Anja Quäschning sprüht vor Ideen. In Wiesbaden sind die
Blütenprodukte in ausgewählten Läden erhältlich. Auch einen eigenen Stand auf
dem Wiesbadener Wochenmarkt gibt es mittlerweile, an dem man die Produkte
probieren kann.
Bild 1: Die Biologin Anja Quäschning hat eine
eigene Firma gegründet, die Deutsche Blütensekt Manufaktur
Deutsche Blütensekt Manufaktur Hof auf die Endlache - Außerhalb 12 D- 65468 Trebur | info@bluetensekt