Immer auf der Suche nach neuen Geschmäckern
Anja Quäschning aus Wiesbaden machte ihr Hobby zum Beruf / Verschiedene
Produkte wie Sekt und Gelees aus Blüten
WIESBADEN Die Kindheitserinnerung an den Holunderblütensirup ihrer Großmutter
ließ die Wiesbadenerin Anja Quäschning nicht mehr los. Fünf Jahre wälzte sie
Rezeptbücher und experimentierte mit Blüten, Wasser, Raumtemperatur und
Ziehdauer. „Mit Mitte 20 hatte ich den Geschmack meiner Kindheit dann endlich
gefunden", erinnert sich Quäschning.
Heute hat die promovierte Biologin mehr als 25 Blütensirupe im Sortiment ihrer
„Deutschen Blütensekt Manufaktur", dazu kommen Blütenextrakte, -gelees,
-gewürze und ein Blütensekt. Einige davon sind weltweit einzigartig.
„Ich stamme aus einer Frucht- und Blütenfamilie", erzählt die 35-Jährige,
die in der Nähe von Bonn aufgewachsen und in Mainz studiert hat. Dort wurden
ständig Marmeladen und Obst eingekocht, Gemüse eingeweckt. „Außerdem bin ich
leidenschaftliche Teetrinkerin, hatte aber irgendwann keine Lust mehr teure
Tees in Bioläden oder Reformhäusern zu kaufen", sagt Quäschning. Also zog
sie mit einem Heilkräuterbuch unter dem Arm durch die Wälder und Wiesen und
suchte sich ihre Kräuter selbst - und stieß auf immer neue Kräuter und Blüten.
„Ich mag die Natur und das Experimentieren", schwärmt sie.
Als sie Anfang 2004 nach drei Jahren als Produktmanagerin in einer kleinen
Arzneifirma arbeitslos wurde, machte die Biologin ihr Hobby zum Beruf. „Ich
habe sowieso schon für viele Freunde ständig Sirups und Marmeladen
gemacht." Also begann sie im Frühjahr 2004 die verschiedensten Blüten in
der freien Natur zu sammeln. „Ich ernte immer ganz behutsam, nehme nie alle
Blüten, damit auch für Tiere und Pflanzen genug bleibt", erzählt sie. Und
selbst Raupen und andere Insekten versucht sie an Ort und Stelle zu lassen und
nicht versehentlich mitzunehmen.
Ihre Blüten sammelt Quäschning ausschließlich in Landschaftsschutzgebieten,
denn all ihre Produkte sind bio-zertifiziert. Und auch das notwendige Wasser
holt sie sich stets frisch aus der Natur - aus dem Schäferskopfstollen im
Taunus. „Das ist das beste Quellwasser Deutschlands", schwärmt Quäschning.
Sind die Blüten gesammelt und von den Dolden gezupft - was Quäschning alles in
mühsamer Handarbeit macht - kommen sie in das Quellwasser, je nach Intensität
bis zu einer Woche. Als Geschmacksträger fügt sie später Biozucker und für die
Frische Zitronensaure hinzu.
Manchmal ist das Dasein der „Blütenkönigin" allerdings ganz schön einsam
und immer anstrengend. „Noch bin ich ja ein Ein-Mann-Betrieb und mache das
meiste allein", sagt Quäschning. Da sind 16-Stunden-Tage im Sommer keine
Seltenheit. Morgens sammelt sie die Blüten, dann geht es ans Zupfen, Ansetzen
und Abfüllen. Irgendwelche Bäume oder Sträucher stehen immer In der Blüte.
Liebevoll entwirft sie die Etiketten und druckt und klebt diese selbst auf die
Flaschen. „Manchmal kommen aber auch Freunde vorbei und zupfen dann gerne mal
mit." Und mit ihrem Freund, einem Autoelektriker, robbt sie auch schon mal
gemeinsam durch Wald und Wiesen - immer auf der Suche nach neuen Blüten -und
Geschmäckern. Ihr neuestes Produkt ist „Fleur pétillante", ein
Blütenschaumwein aus Holunder, der ähnlich wie Champagner schmeckt, mit 80 Euro
einen ebenfalls sehr hohen Preis hat und mit 1700 Flaschen ähnlich exklusiv
ist. „Daran habe ich elf Jahre herumexperimentiert", erzählt sie.
Anfänglich habe sie den nur für den Eigenbedarf hergestellt, doch dann seien
von Freunden so viele positive Rückmeldungen gekommen, dass sie den Blütensekt
nun neben ihren Sirupe und Extrakten über verschiedene Läden der Region oder
über das Internet vertreibt. Außerdem beliefert sie Spitzenrestaurants in
Wiesbaden und Umgebung, sowie in Berlin, München und Weimar.
Quäschning ist stolz, dass sich niemand sonst in Deutschland so auf Blüten
spezialisiert habe wie sie. Diese Einzigartigkeit hat allerdings ihren Preis -
vor allem auch für die Biologin. „Ich arbeite extrem viel, habe wenig Freizeit
und finanziell werfen meine Produkte noch nicht genug ab", stellt sie
fest. Doch Kunden und Gastronomen sind begeistert und im vergangenen Herbst
erhielt sie den Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Intelligente Geschäftsidee".
Anja Quäschning sitzt in ihrer Küche in Wiesbaden zwischen Flaschen mit
Blüten-Sirup und Blüten-Sekt, die sie alle aus selbst gesammelten Blüten
herstellt. Fünf Jahre wälzte sie Rezeptbücher und experimentierte mit Blüten,
Wasser, Raumtemperatur und Ziehdauer. Heute hat die Biologin mehr als 25
Blütensirupsorten im Sortiment ihrer „Deutschen Blütensekt
Manufaktur".
Deutsche Blütensekt Manufaktur Hof auf die Endlache - Außerhalb 12 D- 65468 Trebur | info@bluetensekt